Ein Gastbeitrag von Lerner-Expertin Key
10.08.2020
Den ganzen Text im Originalmanuskript können Sie auch als PDF lesen.
In meiner kleinen Stube wird es langsam sehr warm, deswegen mache ich mal rasch die Fenster zu, damit die Hitze draußen bleibt. So, fertig.
„Geißeltierchen, bist du munter?“
„Klar doch meen liebet Analphabetlein. Wie kann ick dir helfn?“…
„Ich frage dich gleich was Geißi. Moment mal.“
Langsam schütte ich die Milch in den schwarzen Kaffee und freue mich über die entstehenden weißen Wölkchen. Der Kaffee schmeckt köstlich. Eine wunderbare heimelige Stille füllt den Raum, dazu der Kaffeeduft, wunderbar.
Das Geißeltier posaunt jetzt lautstark in mein Ohrchen: „Bleiben wa heute wieda zuhause wejen det Corona oda jehn wa uffn Friedhof de Blum jießen sonst sind die wejen de jroße Sommahitze och bald dot.“
„Weißt du Geißi, ein ungutes Gefühl wandert um mich herum, wenn ich an dieses grausame Virus denke das jeden anspringen kann, da mag ich nicht so gerne raus gehen.“
„Is ja richtich“, meint das Geißeltier, „aba mit Angst im Bauch wirste keen Blumtop jewinn. Komm hör mir zu. Ick versuch dir det zu erklärn wat ick üba den Mördervirus denke. Ob meene Denke richtich ist weeß ick och nich genau.
Zum Beispiel, viele Menschen sind selbstsüchtich, sie fressen Fleesch bis denen dit aus de Horchlöffel loft. An de Viecha denkt dabei keener. Der Virus kommt von de unsaubre Viechhaltung. Erst werdn die armen Kreatuan betudelt um anschliend von jemeine Tierquäla in een furchtbared Ende jeschlachtet werdn.
Im Fernsehn wa een Bericht wie junge so elfjährije Jörn aus Spaß de Kühe die Ojen ausjestochen ham, det war zusehn wo se die vor durscht, hunga und Schmerzen schreiende Viecher mit een Kran an een Been vom Schiff hochjezojen und uffs Land jehievt ham. Widerlich. Det is det Letzte und keena hilft.
Villeicht hat der Vadda aus de höheren Gefilde det Virus uff de Erde jesandt, um die verblödeten Jörn zu Vernunft zu bring und zu zeijen wer der Stärkre is.
De Natur wehrt sich aba keena merkt dit. Det Virus fühlt sich im Dreck wohl, det vameert sich da wie sonste wat. Keena hat so richtich Bock uff Hände waschen, Klamotten waschen, Nase,- Mundschutz traren. Dreckich sein is in und rumblöcken och. Dem Virus is ejal ob der een reichen, armen, alten, jungen een kranken oder jesunden erwischt. Der Virus vanichtet oft Leben och Existenzn.
Hat eena det Virus überstanden denn is der danach nich mehr derselbe. Det Mensch muss neu atmen, essen, trinken, loofen, alleene pinkeln und noch so einje penible Sachen neu lernen und ofte sieht der ooch noch zwanzig Jahre älter aus. Na denn ville Spaß beim Leben in Griff kriejen. Ofte kriejen se körperlich und seelisch nischt mehr uff de Kette.
Also, die Klugscheißer dürfen sich jerne anstecken uff Coronapartys, aba wenn se nur noch rumkrauchen un allet valorn ham, denn solln se nich rumquäken und alle uff de Nerven jehn, denn müssen se det dilemma aushalten. Schließlich hat det jeda von den uff Jewissen wenn de Wirtschf den Kop zumacht.
Nu aba jenuch mit de Erklärvasuche.
Wat is nu, jehn wa nu noch de Blum uff det Jrab jießen? Wir werdn die emfohlnen Maßnahm machen. Abstand zu andre haltn, Mund-Nase bedeckn, Foten waschn und desinfizieren, keen antatschn och keene Sachen, denn komm wa hoffentlich mir Jottes Hilfe jut durch n Tach.
Und wenn wa wieda zu Haus jekomm sind, jeht et von vorne los, Hände gründlich waschn, sich von Kopf bis Fuss waschen und de Klamotten rin inne Waschmaschine.“
„In Ordnung Geißel“, sage ich, „heute fahren wir zum Friedhof die Pflanzen wässern.“
„Jetz mach voran das de endlich in de Schuhe kommst. In zehn Minuten müssn wa an de Bushaltestelle sein, sonst is der Bus weg und wa müssen eene halbe Stunde uff den nächsten Bus warten.
Mein liebes Analphabetchen, denke an den sauberen Mund-Naseschutz und steck dir nen frischen noch inne Tasche.zum wechseln. Trächste den Mund-Naseschutz zu lange, dann sajen sich Viren und Bakterijen juten Tach, die kuscheln dann bis de dich mit dein eijenen Atem verseuchst. Willste dit? Na, also.“
Schnell lege ich noch Desinfektionsmittel und Mund-Naseschutz in mein Täschchen. „Bist du nun zufrieden mein Geißeltierchen?“
„Ja, nu mach hinne sonst ist der Bus weg“, schimpft Geißi.
Im Laufen grabsche ich die Gießkanne. Danach ziehe ich die Wohnungstür zu und flitze durch das Treppenhaus. Geschafft. Den Bus sehe ich. Die wenigen Meter zur Haltestelle erreiche ich im Laufschritt.
Nun ist die Geschichte zu Ende.
Viel gute Gedanken beim Lesen wünscht Ihnen/euch
Schreiberling Key