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Erfolgsgeschichte Andrews Mensah„Wenn man seine Probleme angeht, verschieben sich die Grenzen.“

Foto: Tim-Thilo Fellmer

Andrews Mensah

Comedian

„Erfolg heißt für mich, ein Ziel zu haben und es zu erreichen – und nicht auf halbem Weg aufzugeben.“

  • arbeitet hart für seinen Erfolg
  • sucht Kooperationspartner- und Sponsor:innen
  • tanzt gern und ist Dortmund-Fan
  • Sein Motto: Wenn du dich darum scherst, was andere von dir denken, wirst du niemals richtig leben.

Hey, mein Name ist Andrews oder auch Andy. Meine Eltern kommen aus Ghana, bin 1986 in Deutschland geboren. Damals waren die Leute in Deutschland wohl noch nicht so weit mit dem Englischen, jedenfalls hat die Frau im Amt bei Andrew vielleicht an Andreas gedacht und ein „s“ hinten dran und aus meinem Namen Andrews gemacht. Auch wenn der Name ein Fehler war, bin ich dankbar. So heißt nicht jeder.

Ich stehe gerne auf der Bühne, deswegen hatte ich mal überlegt, Politiker zu werden. Aber dann kam es anders. Jetzt bin ich Comedian. Mit Humor kann man Menschen gut erreichen. Wenn du witzig bist, hören die Menschen zu.

„Über meine Lese-Rechtschreib-Schwäche wusste niemand Bescheid. Nicht einmal meine Familie.“

Andrews Mensah

In meiner Kindheit habe ich traumatische Dinge erlebt. Deswegen konnte ich mich in der Schule nicht gut konzentrieren. Ich bin zwar gerne in die Schule gegangen, in Spandau, dort habe ich meine Freunde getroffen. Aber auf den Unterricht konnte ich mich oft nicht konzentrieren. Sport, Mathe und Englisch waren meine Lieblingsfächer. Deutsch hingegen … naja. Ich glaube, ich habe fast die ganze Schulzeit geschafft, ohne Hausaufgaben zu machen. Da war es gut, dass ich anfangs in einer Integrationsklasse war, da wurden andere Maßstäbe angelegt. Zu Beginn habe ich noch, wenn auch sehr langsam, mitgeschrieben. Aber das Schreiben habe ich immer mehr vermieden. Im Oberstufenzentrum habe ich gar nicht mehr geschrieben und auch keine Hausaufhaben gemacht. Aber das habe ich ausgeglichen. Ich habe gut mitgemacht und kann mir gut Dinge merken, damit konnte ich einiges kompensieren.

Außerdem rede ich gerne und kann mit Worten umgehen. Das habe ich schon als Kind gemerkt. Schon damals zog es mich auf die Bühne. Aber wer damals in meiner Clique was mit Kunst gemacht hat, der gehörte nicht dazu. Fast wäre ich in der 9. Klasse in eine Theater-AG gegangen, aber dann habe ich mich nicht getraut, weil man da so viel lesen muss. Um auf der Bühne zu stehen, musste ich erstmal meine Ängste bekämpfen.

Foto: Tim-Thilo Fellmer
Foto: Tim-Thilo Fellmer

Ich hatte anfangs Angst, mit jemandem über meine Probleme zu sprechen. Wenn du mit jemandem über deine Schwächen redest, kannst du eine schwierige Kindheit haben. Es gibt Menschen, die nutzen das aus. Überhaupt – anders zu sein, das ist in Deutschland immer problematisch. Ich bin ja nicht nur schwarz, ich bin auch sonst anders. Ich saß schon immer zwischen allen Stühlen, das hat mich zum Einzelgänger gemacht.

Über meine Lese-Rechtschreib-Schwäche wusste niemand Bescheid. Nicht mal meine Familie. Für sie war ich einfach der Faule. Ich habe vier Geschwister, ich bin der zweitälteste und Erstgeborene in Deutschland, das Test-Kind-Deutschland sozusagen. Als meine jüngere Schwester in die Schule kam, haben die Lehrer zu ihr gesagt: „Hast du nicht einen älteren Bruder? Hoffentlich wirst du nicht so wie er.“ Aber sie war fleißig und konnte gut lesen und schreiben.

Nach meinem Schulabschluss war mein erster Gedanke: Was mache ich denn jetzt mit meinem Leben? Ich hatte keine Ahnung. Weil mir Sport Spaß gemacht hat, habe ich eine Ausbildung als Sportassistent angefangen. Aber dann kam ein Anruf von einem Freund, der hat gefragt, ob ich jemanden kennen würde, der für eine Woche als Fahrer arbeiten möchte. Ich habe jemanden besorgt. Der hat dann aber kurzfristig abgesagt und so habe ich den Job selbst gemacht. Und so habe ich 2010 den Job bei der Immobilienfirma angefangen. Mein erster Job: Den Chef nach Cannes zu fahren. Das waren 14 Stunden Fahrt, die bin ich in einem durchgefahren. Später bin ich dann aufgestiegen zum persönlichen Assistenten des Chefs. Ich war dann überall mit ihm, weltweit. Mein Chef hatte Verständnis für meine Situation. Er wusste, dass nicht alle Alles können. Und er hatte ein gutes Gespür dafür, wen er für was einsetzen konnte. 15 Jahre habe ich den Job gemacht.

Aber eigentlich wollte ich etwas anderes. Ich habe schon in dem Job gefühlt, dass ich andere Talente habe. Zum Beispiel habe ich häufiger Menschen vom Flughafen abgeholt und war dafür verantwortlich, dass sie eine gute Zeit haben. Da habe ich gemerkt, dass ich ein guter Entertainer bin. Ich hatte in meinem Job viele Privilegien, aber die Zusammenarbeit mit meinem Chef war auch schwierig, ich war viel unterwegs, habe alles gemacht, das war teilweise hart. Und irgendwann hat’s mir gereicht. Und ich habe mich entschlossen, etwas Neues zu versuchen, etwas, wobei ich mehr ich selbst sein kann.

„Egal, was man für ein Problem hat, man muss es angehen. Egal ob schnell oder langsam, allein oder mit Unterstützung!“

Andrews Mensah

Es gab mehrere Auslöser, warum ich mein Leben geändert habe. Einer war, dass ich 2018 in Monaco mal kurz im Gefängnis war. Dort bin ich auf Betrüger reingefallen. Erst heißt es, ich sei eingeladen, dann sollte ich auf einmal eine riesige Rechnung zahlen. Die Polizei hat mich dann mitgenommen und bis sich der Irrtum herausgestellt hat, hatte ich eine Nacht zum Nachdenken. „Andrews, was willst du aus deinem Leben machen?“

Ein weiterer Auslöser war die ZDF-Dokumentation „Buchstäblich leben“, bei der ich mitgemacht habe. Wenn ich nicht dabei gewesen wäre, wäre ich vielleicht immer noch in meinem alten Job. Während der Doku ist mir klar geworden, was noch werden kann. Dort war ich auf der Bühne und habe mich wohl gefühlt. Ich habe auch gute Rückmeldungen bekommen, mir wurde gesagt, wenn ich rede, dann hört man mir zu, „Andrews, du musst auf die Bühne!“. Ich wollte schon immer ins Fernsehen. Und dieser Schritt hat mir weitere Schritte ermöglicht.

Es gibt sehr viele Menschen, die wie ich nicht gut genug lesen und schreiben können. Ich würde mich gerne dafür engagieren, dass sich das ändert. Beispielsweise möchte ich in Schulen gehen und kleine Workshops mit den Schüler:innen machen. Jungen Menschen kann man so vieles mit auf den Weg geben, die Weichen anders stellen. Egal, was man für ein Problem hat, man muss es angehen. Egal ob schnell oder langsam, allein oder mit Unterstützung. Wenn man seine Probleme angeht, verschieben sich die Grenzen und Dinge werden möglich, die vorher nicht möglich waren. Wenn das hier jemand liest, der mir helfen kann, mit Schulen zusammenzuarbeiten, gerne melden!

Mein Tipp an Menschen, die nicht lesen und schreiben können ist: Findet Gleichgesinnte. Das ist heute mit Social-Media leichter. Die Technik hilft, seine Schwächen zu kompensieren und ist außerdem eine gute Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen und sich so gegenseitig zu helfen. Und dann: gib einfach dein Bestes. Wenn du dein Bestes gibst, bist du immer der Gewinner.

Foto: Tim-Thilo Fellmer

Im Moment verfolge ich mehrere Strategien, die aber auch irgendwie zusammengehören: Einerseits möchte ich mein Showtalent ausbauen und auf der Bühne Erfolg haben, auf der anderen Seite möchte ich mit Schulen zusammenarbeiten, um Kindern und Jugendlichen zu helfen, Ziele zu entwickeln und diese zu erreichen. Wie gesagt, dafür suche ich noch Kooperationspartner:innen. Ich finde die Arbeitsstrukturen in Deutschland nicht leicht, es gibt viele bürokratische Hürden, für alles braucht man Zertifikate. Sogar um Zertifikate zu machen, braucht man welche.
Ein weiteres Standbein ist SKOA. Das ist mein Modelabel. Europäische Mode mit afrikanischem Kuss. Ich glaube, es ist gut, sich breit aufzustellen. Wenn es an der einen Stelle mal nicht weitergeht, dann gibt es immer noch andere Möglichkeiten. Auch hier ist Sponsoring erwünscht.

„Für Erfolg muss man arbeiten. Und man braucht ein Ziel. Wenn man das hat, weiß man, wofür man arbeitet, und dann macht es Spaß.“

Andrews Mensah

Erfolg heißt für mich, ein Ziel zu haben und es zu erreichen – und nicht auf halbem Weg aufzugeben. Für Erfolg muss man arbeiten. Und man braucht ein Ziel. Wenn man das hat, weiß man, wofür man arbeitet, und dann macht es Spaß. Und dann muss man versuchen, das Beste aus sich rauszuholen. Ich will arbeiten, ich will genug Geld verdienen, dass es mein Kind guthat, und ich will der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Aber man kann nicht immer hart arbeiten. Man muss sich auch um sich selbst kümmern. Früher bin ich, wenn ich mich entspannen wollte, tanzen gegangen oder habe Fußball gespielt. Das mache ich heute nicht mehr so oft. Aber ich interessiere mich nach wie vor für Fußball. Dortmund ist mein Team. Heute entspanne ich mich beim Papa sein. Oder ich bin einfach mal eine Zeit für mich.

Foto: Tim-Thilo Fellmer

Mein Motto: If you care, what other people think, you will never live –  wenn du dich darum scherst, was andere von dir denken, wirst du niemals richtig leben. Daran muss ich mich auch selbst immer wieder erinnern. Deswegen habe ich mir den Spruch auch tätowieren lassen. Es gibt Zeiten, da gebe ich zu viel auf den ganzen Social-Media-Dschungel und vergesse, dass man sich selbst lieben und sich selbst treu bleiben sollte. Das Tattoo hilft mir, mich daran zu erinnern.

„Sich engagieren“ heißt, sich für etwas einsetzen. Zum Beispiel für ein Thema, dass einen besonders interessiert. In einem Verein oder als Ehrenamtler:in.

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