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Erfolgsgeschichte Christofer Pflamm„Dass ich besser lesen und schreiben kann als früher, macht mich stolz.“

© Foto: Tim-Thilo Fellmer

Christofer Pflamm

Lerner-Experte

„Ich möchte, dass andere Menschen mehr Hilfe bekommen als meine Mutter früher und ich heute. Dafür setze ich mich ein.“

  • mag Action-Filme
  • geht gerne spazieren
  • unterstützt das GBZ seit 2021
  • Motto: Alle haben Ehrlichkeit verdient!

Mein Name ist Christofer. Ich bin 1984 geboren. Schon als Kind hat man bei mir festgestellt, dass ich eine Lese-Schreib-Schwäche habe. Ich bin auf eine Sonderschule gekommen. Leider wurde ich dort nicht richtig unterstützt. Ich dachte, Schule wäre schön. Das war sie aber nicht. Dort herrschte ein sehr ruppiges Klima – auch von Seiten mancher Lehrerinnen. Es war immer laut. Und Mobbing war ein großes Problem bei uns. Mein Lieblingsfach war Sport. Ich mochte Ausdauertraining und Basketball. Insgesamt habe ich die Schule in keiner guten Erinnerung.

„Menschen, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, würde ich raten, sich auch mit Computern vertraut zu machen. Die Technik kann mittlerweile so viel – und sie kann helfen.“

Christofer Pflamm

Ich bin dann direkt nach der Schule vermittelt durchs Jobcenter zum ersten Mal zu Lesen und Schreiben e.V. gegangen, fast zwanzig Jahre später war ich dann noch einmal dort. Seit meinem ersten Besuch dort habe ich angefangen, offener mit meiner Lese- und Schreibschwäche umzugehen. Vorher habe ich die Tricks meiner Mutter übernommen, die selbst Legasthenikerin ist. Bei Lesen und Schreiben e.V. war ich zunächst ein halbes Jahr. Danach war ich durch eine Beschäftigungsmaßnahme im Garten- und Landschaftsbau, erhielt dort allerdings auch wenig Unterstützung. Danach war ich bei den Lankwitzer Werkstätten und dort im Fahrradbereich; und danach in anderen Werkstätten. So richtig freiwillig war das alles nicht. Durch meinen Schwerbeschädigtenausweis hieß es immer gleich „Werkstatt“, obwohl ich eigentlich gerne auf den ersten Arbeitsmarkt gekommen wäre. Eigentlich ist das immer noch mein Ziel. Auch jetzt bin ich gerade wieder in einer Werkstatt.

© Foto: Tim-Thilo Fellmer
© Foto: Tim-Thilo Fellmer

Ich wünsche mir eine Arbeit, bei der ich auch geistig angesprochen werde. Mein Traumjob ist Gabelstaplerfahrer. Ich habe sogar schon eine Umschulung dafür gemacht, ich müsste mittlerweile allerdings nochmal meinen Gabelstaplerschein auffrischen; und ich muss noch meinen richtigen Führerschein machen. Leider kann ich mir das nicht leisten. Und das Jobcenter bezahlt mir den auch nicht.

Aber zumindest hat mir mein Berufswunsch geholfen, mich immer wieder fürs Lernen zu motivieren. Nicht nur beim Lesen und Schreiben, auch im Bereich Computer. Computer sind sehr hilfreich, wenn man Schwierigkeiten hat beim Lesen und Schreiben.

Menschen, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, würde ich raten, sich auch mit Computern vertraut zu machen. Die Technik kann mittlerweile so viel – und sie kann helfen. Und: dranbleiben. Es lohnt sich. Wenn man niemanden hat, der einem hilft, dann muss man selbst seinen Mut zusammennehmen, den inneren Schweinehund überwinden und jemanden um Hilfe bitten. Die meisten Menschen sind sehr hilfsbereit. Auch beim Jobcenter. Oder beim Sozialamt.

Meine Hobbys? Ich mag Filme – Action, Geschichte, Sci-Fi. Und im Fernsehen schaue ich mir gerne Sendungen an, die zum Denken anregen. Geo-TV finde ich toll. Außerdem mache ich Sport. Ich habe Übergewicht. Das fing in der Pubertät plötzlich an. Ich glaube, das war auch Frust. Jetzt arbeite ich daran, das Gewicht wieder loszuwerden. Deswegen gehe ich viel Spazieren. Und ich melde mich jetzt beim Fitness-Studio an.

„Mit Druck macht es niemandem Spaß. Und ohne Spaß wird alles schwerer.“

Christofer Pflamm

Ich engagiere mich für das Thema Grundbildung. Seit drei Jahren unterstütze ich das Grund-Bildungs-Zentrum in der Öffentlichkeitsarbeit, beim Alpha-Siegel und bei Sensibilisierungsschulungen. Ich möchte, dass andere Menschen mehr Hilfe bekommen als meine Mutter früher und ich heute. Dafür setze ich mich ein. Ich denke, dass vor allem Jugendliche in der Schule schon Unterstützung brauchen. Wenn jemand in der Schule Probleme hat, dann braucht derjenige sofort Hilfe. Man darf nicht warten. Es wird nicht leichter.

Dass ich besser lesen und schreiben kann als früher, macht mich stolz. Und es hat mich selbstbewusster gemacht. Dadurch habe ich mir angewöhnt, immer offen und ehrlich zu sein. Das mag ich an mir selbst. Auch, wenn ich damit mal jemandem auf die Füße trete. Ich glaube, alle haben Ehrlichkeit verdient. Was ich in meinem Leben noch lernen möchte? Ach, das ist schwer. Alles, das ganze Leben ist ja Lernen. Ich finde es nur wichtig, dass der Druck aus dem Lernen herausgenommen wird. Mit Druck macht es niemandem Spaß und ohne Spaß fällt alles schwerer.

Eine Person, die nicht gut lesen und schreiben kann.

Ein Grund dafür kann sein, dass sie es von ihren Eltern oder Großeltern geerbt hat.
Das nennt man genetische Veranlagung.

„e.V.“ ist die Abkürzung für „eingetragener Verein“ und bezieht sich auf eine bestimmte Rechtsform für Vereine in Deutschland. Ein eingetragener Verein ist eine Organisation, die sich aus einer Gruppe von Menschen zusammensetzt, die gemeinsame Interessen oder Ziele haben.

Grund-Bildungs-Zentrum

Es gibt bundesweit verschiedene GBZ. Die GBZ beraten Betroffene und ihre Angehörigen, informieren die Öffentlichkeit über Schriftsprachschwierigkeiten und bauen Netzwerke auf. Viele bieten Lernangebote an. In Berlin gibt es keine Kursangebote.

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