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Erfolgsgeschichte Tina Fidan„Kriegt euren Hintern hoch und macht was!“

© Foto: Tim-Thilo Fellmer

Tina Fidan

Lerner-Expertin

„Wenn man es wirklich will, dann geht es auch. Die größte Herausforderung ist manchmal, sich klar darüber zu werden, was man will.“

  • steht gern auf der Bühne
  • entspannt sich im Garten
  • unterstützt das GBZ seit 2015
  • Motto: Ich schaff das!

Mein Name ist Tina. Wie so viele andere habe ich erst im Erwachsenenalter noch mal neu lesen und schreiben gelernt. Allein hätte ich nie damit begonnen. Aber ich hatte eine gute Freundin. Die hat gesagt: Entweder du machst einen Kurs oder unsere Freundschaft ist aus. Puh. Im ersten Moment war ich sehr wütend aber im Nachhinein bin ich dankbar. Sie hat für mich einen Termin bei Lesen und Schreiben e.V. gemacht. Ich denke, manchmal ist es okay, Menschen, die sich nicht trauen, einen kleinen Schubser zu geben. Man muss nicht alles allein hinbekommen. Es gibt immer Freunde, Familie und andere Menschen, die einem helfen würden.

„Mir macht es Spaß, mich für Grundbildung zu engagieren. Wenn ich eine Pause brauche, gehe ich in meinen Garten, legen mich auf den Liegestuhl und genieße die Ruhe.“

Tina Fidan

Der erste Schritt ist nicht immer leicht. Das Gute ist: Wenn man erst einmal einen festen Termin hat und etwas regelmäßig macht, dann bekommt man Routine. Dann muss man nicht immer wieder darüber nachdenken – soll ich? soll ich nicht? – dann macht man es einfach. Deswegen empfehle ich auch allen, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben und noch mal lernen wollen, möglichst oft in der Woche einen Kurs zu besuchen. Am besten jeden Tag. Nur so wird es eine Routine und dadurch leichter. Ich war bei Lesen und Schreiben e.V. jeden Tag acht Stunden. Es war wie Arbeit – nur dass ich gelernt habe.

© Foto: Tim-Thilo Fellmer
© Foto: Tim-Thilo Fellmer

Wenn man es wirklich will, dann geht es auch. Die größte Herausforderung ist manchmal, sich klar darüber zu werden, was man will. Als ich erst einmal angefangen hatte, ist es mir leichtgefallen. Und es gab so viele schöne Momente. Nicht nur im Unterricht. Ich habe dann auch noch bei einer Schreibwerkstatt teilgenommen, da habe ich eigene Texte geschrieben. Mir wurde Mut gemacht, verschiedene Dinge auszuprobieren. Wir haben z.B. Ausflüge unternommen. Manchmal waren wir für Veranstaltungen in anderen Bundesländern, davon habe ich enorm profitiert. Ich war 2017 auf der Buchmesse in Leipzig und habe öffentlich gelesen. Seitdem sehe ich den Sinn in allem. Ich habe noch mehr Selbstbewusstsein und festgestellt: Ich stehe gerne in der Öffentlichkeit. Ich kann sogar vor Leuten sprechen. Und so hat es auch angefangen, dass ich begonnen habe, mich für das Thema Grundbildung zu engagieren.

Mir macht es Spaß, mich für Grundbildung zu engagieren. Wenn ich eine Pause brauche, gehe ich in meinen Garten, legen mich auf den Liegestuhl und genieße die Ruhe. Durch das Lernen und mein Engagement hat sich einiges verändert – ich habe mich verändert: Ich habe Mut bekommen, mich mehr getraut. Ich bin nicht mehr die Schüchterne. Und ich lasse mir nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Ich kann viel ehrlicher darüber sprechen, was ich wirklich will. Früher habe ich mich nicht getraut, meine eigene Meinung zu sagen, das ist jetzt anders!

Ich hatte in den letzten Jahren viele Erfolge, ich kann nun mit dem Handy und Computer umgehen, oft durfte ich Interviews geben und konnte durch mein Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit andere Betroffene erreichen und sie motivieren, einen Kurs zu besuchen. Ich glaube, weil ich alle Menschen nehme, wie sie sind, hören sie mir zu und trauen mir. Mir wurde mal gesagt, ich hätte eine Gabe: Zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu sagen. Da könnte was dran sein.

Ein absoluter Höhepunkt für mich hat dieses Jahr stattgefunden. Ich konnte an einer Fernseh-Dokumentation für das ZDF mitwirken. Ich und sieben andere Lerner:innen wurden eine Zeit durch Lerncoachs begleitet, unsere Erfolgsgeschichte wird Ende 2023 ausgestrahlt. Das hat mir so viel Energie gegeben! Durch dieses Projekt habe ich noch einmal sehr viel dazu gelernt und konnte zeigen, was in mir steckt. Ich habe festgestellt: Ich gehöre auf die Bühne!

Aktuell ruhe ich mich ein bisschen aus. Ich habe in letzter Zeit viel gemacht und jetzt gönne ich mir Erholung. Das habe ich nämlich auch gelernt: Es ist wichtig, genug Pausen zu machen und auf seinen Körper und Geist zu hören. Nur so bleibt man fit.

Wenn ich wieder aufgetankt habe, möchte ich anfangen, jeden Tag ein paar meiner Gedanken aufzuschreiben. So eine Art Tagebuch.

Mein Tipp für alle, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben? Tut was! Kriegt euren Hintern von der Couch, geht raus, holt tief Luft! Und fangt an, an euch zu glauben. Ihr schafft das! Ich schaff das! Wir alle können es schaffen! Wer sich allein nicht traut, der kann sich Unterstützung suchen. Freunde, Familie, Bekannte. Jemanden von einer Beratungsstelle. Vom GBZ.

„Erfolg bedeutet für mich Freiheit. Wenn man Erfolg hat, fühlt man sich freier. Wenn ich zurückblicke, sehe ich: Ihr habt euch in mir getäuscht, ich habe es geschafft.“

Tina Fidan

Erfolg bedeutet für mich Freiheit. Wenn man Erfolg hat, fühlt man sich freier. Wenn ich zurückblicke, sehe ich: Ihr habt euch in mir getäuscht, ich habe es geschafft. So werde ich mir meiner Kraft bewusst. Und dadurch wird mir klar, was ich noch alles schaffen kann. Früher war ich oft das Dummerchen, heute ist es genau das Gegenteil. Ich bin voller Energie, Kraft und Selbstbewusstsein. Ich glaube, ich kann noch mehr schaffen. Ich will mir keinen Druck machen, ich bin einfach neugierig, was ich noch alles hinbekomme.

„Sich engagieren“ heißt, sich für etwas einsetzen. Zum Beispiel für ein Thema, dass einen besonders interessiert. In einem Verein oder als Ehrenamtler:in.

zum Beispiel

„e.V.“ ist die Abkürzung für „eingetragener Verein“ und bezieht sich auf eine bestimmte Rechtsform für Vereine in Deutschland. Ein eingetragener Verein ist eine Organisation, die sich aus einer Gruppe von Menschen zusammensetzt, die gemeinsame Interessen oder Ziele haben.

Grund-Bildungs-Zentrum

Es gibt bundesweit verschiedene GBZ. Die GBZ beraten Betroffene und ihre Angehörigen, informieren die Öffentlichkeit über Schriftsprachschwierigkeiten und bauen Netzwerke auf. Viele bieten Lernangebote an. In Berlin gibt es keine Kursangebote.

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