Würdigung des Film „Unbelehrbar“ aus der Sicht einer ehemals Betroffenen
von Mathilda Lo Fuchs
Erschütternd real: Anke Hentschel hat es geschafft, mit „Unbelehrbar“ einen Film zu machen, der authentisch, fesselnd und tief zerstörend ist. Doch in jeder Szene liegt das Feuer der Realität.
Schon am Anfang des Films lernen wir Ellen (Lenore Steller) kennen. Ellen steht mitten im Leben, hat Familie einen Job und Freunde. Doch sie hat auch ein Geheimnis – Ellen kann nicht Lesen und Schreiben. Erschütternd!, ist unsere Welt doch auf Buchstaben ausgelegt. Außerdem lernt doch jedes Kind schon in der Schule das Lesen und Schreiben, oder? Egal wo unsere Blicke hinfallen, alles ist voll damit.
„Schon alleine das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln stellt nicht nur für Ellen, sondern auch für rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland ein Problem dar. Im Film sehen wir, wie Ellen mit viel Kreativität und Mut schwierige Situationen meistert.“
— Mathilda Lo Fuchs
Hier gehen Film und Realität Hand in Hand. Lenore Steller schafft es auf unvergleichliche Art, das Leben einer Betroffenen ungeschönt und real auf die große Leinwand zu bringen. Mit viel Liebe zum Detail gelingt es ihr, den Zuschauer mit in die Welt von Ellen zu nehmen und somit auch in die Welt einer Frau unter 7,5 Millionen Menschen.
„Unbelehrbar“ zeigt die Welt von Funktionale Analphabeten – verworren und schmerzhaft, aber auch voller Stärke und Mut!
Danke, Frau Hentschel und Frau Steller!
Als Analphabet wird jemand bezeichnet, der nicht lesen und schreiben kann. In Deutschland ist dies sehr selten. Viele Menschen, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, können meist Buchstaben und Wörter lesen, haben aber Probleme mit Texten. Auch weil das Wort „Analphabet“ ausgrenzend ist, sprechen wir besser von „gering literalisierten Personen“. Viele Betroffene bezeichnen sich allerdings selbst manchmal als Analphabeten, weil der Begriff bekannt ist und nicht erklärt werden muss.