Zum Hauptinhalt springen

Erfolgsgeschichte Gerhard Prange„Ich denke immer positiv. Negativ denken schadet mir.“

© Foto: Tim-Thilo Fellmer

Gerd Prange

Experte in eigener Sache

„Ich denke immer positiv. Negativ denken schadet mir.“

  • liebt es, mit Menschen in Kontakt zu kommen
  • schaut gern Sport im Fernsehen
  • spricht auch Schwedisch
  • Motto: Immer in Bewegung bleiben!

Mein Name ist Gerd Prange, ich bin am 17.07.1957 geboren. Die ehemalige Bundeskanzlerin hat am selben Tag Geburtstag wie ich. Ich hatte und habe Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Genau wie meine Eltern, die mich und meine sieben Geschwister deswegen auch nicht richtig unterstützen konnten. Außerdem bin ich in meiner Jugend oft nach Schweden geschickt worden und kann deswegen zwar ganz gut Schwedisch, aber Deutsch lesen und schreiben zu lernen, ist mir dadurch vielleicht noch schwerer gefallen.

„Ich finde es ganz toll, wenn ich andere Menschen erreiche. Besonders freut es mich, wenn ich junge Menschen motivieren kann, sich anzustrengen in der Schule und offen über ihre Probleme zu reden.“

Gerd Prange

Dass ich als Erwachsener noch einmal angefangen habe zu lernen, kam so: Ich bin Alkoholiker. Mein erster zaghafter Versuch, besser Lesen und Schreiben zu lernen mit Mitte 30 ist gescheitert, da kam mir auch der Alkohol in die Quere. Vor 14 Jahren war ich mal beim Arzt. Und der hat mir gesagt, dass meine Leberwerte nicht in Ordnung sind und dass es besser ist, wenn ich keinen Alkohol mehr trinke. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Dann habe ich von einem Tag auf den anderen aufgehört. Und ich habe mir etwas vorgenommen: Ich habe mich entschlossen, noch einmal richtig Lesen und Schreiben zu lernen.

© Foto: Tim-Thilo Fellmer
© Foto: Tim-Thilo Fellmer

Unterstützt wurde ich dabei vom Jobcenter und vom Rettungsring e.V.  Ich habe einen Kurs beim AOB e.V. begonnen. Meine Tochter war zu diesem Zeitpunkt sechs Jahre alt. Ich habe mir vorgenommen, so gut Lesen und Schreiben zu lernen, dass ich ihr mal etwas vorlesen und ihr einen Brief schreiben kann. Ich hatte anfangs Schwierigkeiten beim Lernen, aber ich hatte ein Ziel, deswegen bin ich drangeblieben. Außerdem habe ich gemerkt, dass mich das Lernen selbstsicherer macht. Bei Briefen von Ämtern habe ich immer noch große Probleme, klar, aber ich werden besser – und ich bleibe dran.

Früher habe ich nicht so gern über meine Probleme gesprochen. Heute rede ich offen über mich und meinen Weg. Mein Ziel: Menschen, die ebenfalls Probleme beim Lesen und Schreiben haben, Mut zu machen, noch einmal zu lernen. Es ist nie zu spät!

Ich finde es ganz toll, wenn ich andere Menschen erreiche. Besonders freut es mich, wenn ich junge Menschen motivieren kann, sich anzustrengen in der Schule und offen über ihre Probleme zu reden. Die sollen es nicht so schwer haben wie ich. Ich bin so stolz auf meine Tochter! Die hat das Abitur geschafft. Sie ist die erste in unserer Familie! Jetzt arbeitet sie bei der Deutschen Bahn.

Menschen, die Probleme haben, würde ich empfehlen, noch mal in die Schule zu gehen. Heute muss man keine Angst mehr haben. Keiner ist besser als der andere. Alle haben ihre Stärken und Schwächen. Wer sich nicht traut: einfach die Sache langsam angehen, ein kleiner Schritt nach dem nächsten. Und wer sich alleine nicht traut, kann sich von Freunden oder der Familie unterstützen lassen.

Ich denke immer positiv. Negativ denken schadet mir. Ich konzentriere mich auf die Bereiche, in denen ich Einfluss nehmen, in denen ich etwas bewegen kann.

Früher habe ich viel Sport gemacht. Ich habe Fußball gespielt. Das geht heute nicht mehr. Aber ich gucke immer noch gerne Sport. Und es ist für mich immer noch wichtig, in Bewegung zu bleiben. Seit 14 Jahren bin ich unermüdlich: Egal wo ich bin, ich mache darauf aufmerksam, dass viele Menschen Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben und nicht darüber sprechen. Ich finde es super, morgens aufzustehen und mich auf den Weg zu machen – und machen zu können.

Für mich bedeutet Erfolg, wenn ich mit Leuten in Kontakt komme. Und wenn ich dann eine betroffene Person motivieren kann, noch mal zu lernen, dann ist das das Größte für mich.

Arbeitskreis Orientierungs- und Bildungshilfe e.V.

Zweck des Vereins ist es, Erwachsene und Jugendliche, die nicht oder nicht ausreichend lesen und schreiben können, durch ein Angebot an Lese- und Rechtschreibkursen, psychosoziale Beratung und Lernberatung zu unterstützen. Ziel ist die Erweiterung ihrer Kompetenzen im Grundbildungsbereich, um am gesellschaftlichen Leben angemessen teilhaben zu können.

„e.V.“ ist die Abkürzung für „eingetragener Verein“ und bezieht sich auf eine bestimmte Rechtsform für Vereine in Deutschland. Ein eingetragener Verein ist eine Organisation, die sich aus einer Gruppe von Menschen zusammensetzt, die gemeinsame Interessen oder Ziele haben.

Nach
oben