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Unsere ZielgruppenVielfältige Zielgruppen – Weil Grundbildung und Teilhabe die ganze Gesellschaft betreffen

Gering literalisierte Erwachsene stehen im Alltag vor allerhand Problemen: der Elternbrief aus der Schule, der lange Stimmzettel bei der Wahl, das Formular beim Arzt, das Weiterbildungsangebot des Arbeitgebers oder die Online-Buchung eines Zeitfensters für den Museumsbesuch …

Ein naheliegendes Ziel dabei ist es, dass möglichst viele Menschen mit Grundbildungsbedarf erreicht und zur Teilnahme an Lernangeboten ermutigt werden. Darüber hinaus möchten wir, dass in unserer Gesellschaft Tabus und Hürden abgebaut werden. Wir sind überzeugt, dass es nicht reicht, von Betroffenen zu fordern das Lesen und Schreiben zu lernen. Auch wir als Gesellschaft können viel tun – etwa unsere Kommunikation vereinfachen und Barrieren abbauen, damit alle selbstbestimmt am Leben teilnehmen können. Darum arbeiten wir nicht nur für gering Literalisierte und mit ihnen zusammen, sondern wenden uns an viele Partner:innen auf allen Ebenen unserer Stadtgesellschaft.

Auf dieser Seite:

Betroffene

  • gering Literalisierte, Lerner:innen
  • Umfeld, Angehörige und Mitwisser:innen
  • ehemalige Betroffene, Botschafter:innen, Ehrenamtliche

Betroffene, Analphabeten, funktionale Analphabeten oder gering Literalisierte?
Letzteres ist aktuell die favorisierte und am wenigsten diskriminierende Bezeichnung für Erwachsene mit Problemen beim Lesen und Schreiben. Dabei handelt es sich deutschlandweit um ca. 6,2 Millionen Menschen, hochgerechnet wären das etwa 300.000 Berliner:innen. Wir konzentrieren uns dabei auf diejenigen Menschen, die ausreichend deutsch sprechen und Grundbildungsbedarf haben. Viele von ihnen haben Angst, sich mit ihren Schwierigkeiten zu erkennen zu geben, stoßen auf Ungläubigkeit oder Unverständnis und werden in vielen Lebensbereichen durch Schriftbarrieren ausgegrenzt.

„Ich würde gerne allen Betroffenen sagen: Seid mutig. Geht den ersten Schritt. Wenn ihr den ersten Schritt nicht alleine gehen wollt, geht ins Grund-Bildungs-Zentrum. Dort wird euch geholfen.“

— Lernerin Tina Fidan

Oft geht es im ersten Schritt nicht darum, die Betroffenen auf passende Alphabetisierungskurse oder bestimmte Beratungsangebote in ihrem Stadtteil hinzuweisen. Vielmehr braucht es zunächst ein Vertrauensverhältnis, Orientierung, Begleitung und Motivation. Bei uns treffen gering Literalisierte auf Verständnis. Wir begegnen ihnen auf Augenhöhe und vermitteln, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. So können sie den Mut fassen, das Lesen und Schreiben nachzuholen. Viele von ihnen unterstützen uns inzwischen auch ehrenamtlich und gehen selbstbewusst als Expert:innen in eigener Sache an die Öffentlichkeit

Öffentlichkeit

  • allgemeine Öffentlichkeit
  • Politik
  • Presse
  • Unternehmen und Einrichtungen

Oft staunen die Menschen einfach nur: „So viele Erwachsene in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben? Wie kann denn das sein?“ Das zeigt leider auch, dass geringe Literalität und mangelnde Grundbildung weithin unbekannt und immer noch ein Tabuthema sind. Hinzu kommen manchmal auch Vorurteile gegenüber Betroffenen.
Wir klären auf, sensibilisieren für das Thema, liefern fundierte Informationen und bieten Handlungsmöglichkeiten: Warum existiert das Problem? Wer unternimmt etwas dagegen? Was wird bereits dagegen unternommen? Was können wir alle tun?

Wer für geringe Literalität und ihre Ursachen und Auswirkungen sensibilisiert ist, versteht, warum Grundbildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist: Gemeinsam müssen wir achtgeben, dass Menschen nicht „durchs Raster fallen“, dass alle gleichberechtigt an Bildung, Kultur, Arbeitsmarkt, Gesundheitssystem usw. teilnehmen können. Das bedeutet aus unserer Sicht auch, einfacher zu kommunizieren und mehr Informationen möglichst barrierefrei zugänglich zu machen.
Als Berliner Grund-Bildungs-Zentrum nehmen wir die Politik in die Verantwortung, denn mit Blick auf bürgerliche Partizipation, Integration, Digitalisierung oder den Fachkräftemangel haben verbesserte Bildungsstrukturen und mehr Aufmerksamkeit für Grundbildung und Alphabetisierung eine besondere Bedeutung. Durch die Presse können wir das Thema in die breite Öffentlichkeit tragen und unterstützen dabei mit fachlicher Expertise und der Vermittlung von Kontakten zu Betroffenen. Außerdem beraten wir Unternehmen und Einrichtungen, die ihre Angebote, Services und Räumlichkeiten für Kund:innen oder Klient:innen besser zugänglich machen wollen, und bieten entsprechende Weiterbildungsformate für Mitarbeiter:innen.

Allgemeine Informationen zum Themeneinstieg:

Fachwelt

  • Kursleitende
  • Beratende
  • Wissenschaft und Forschung
  • Bildungseinrichtungen
  • Fachbereichsleitungen
  • Koordinationen, Fachstellen und Grundbildungs-Projekte in Deutschland

Als Berliner Kompetenzzentrum für Grundbildung und Alphabetisierung sind wir eine Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis und allen Akteuren in der Berliner Grundbildungslandschaft. Wir bündeln Informationen (online und vor Ort in unserer Präsenzbibliothek) und machen sie für ein breiteres Publikum verfügbar: neue Studien, Projektberichte, Methoden, Trends und Best Practices, Materialien für den Unterricht, Fachbücher und Zeitschriften, Bücher in Einfacher und Leichter Sprache, eigene Publikationen u. v. m. Außerdem entwickeln und setzen wir selbst innovative Lösungen wie das Alpha-Siegel um, indem wir von Betroffenen nicht einfach fordern, das Lesen und Schreiben nachzuholen, sondern auch die Gesellschaft dazu ermutigen, durch Barrierearmut mehr Teilhabe zu fördern.

„Für Projektpartner, die arbeitsorientierte Grundbildung in einzelne Branchen zu verankern versuchen, ist das Grund-Bildungs-Zentrum in Berlin wichtiger und zuverlässiger Netzwerkpartner, Verbündeter und Freund. Ein solches Netzwerk ist stark, trägt und hält.“

— Dr. Regina Ryssel, Projektleitung INA-Pflege PLUS an der Humboldt-Universität zu Berlin

Wir wissen, dass es meist sehr individuelle Hilfestellungen für gering Literalisierte braucht, um sie – in weiteren Schritten – zum Lernen zu ermutigen, und dass beispielsweise Kursleitende und Beratende diese Arbeit im Spannungsfeld von Zeit- und Ressourcenknappheit leisten. Aus diesem Grund fördern wir Austausch und Weiterbildung, bieten Fachveranstaltungen und Workshops (etwa zu Themen wie Didaktik, Fördermittelakquise, Öffentlichkeitsarbeit und Kontaktgestaltung), vernetzen und beraten bei Ehrenamt und Quereinstieg in den Bereich Lehre.

Netzwerk und Verbündete

  • Berliner Verwaltung und Politik
  • Multiplikator:innen (bereits zum Thema sensibilisierte Personen)
  • Alpha-Bündnisse in den Berliner Bezirken
  • Interessensverbände
  • Alpha-Siegel-Einrichtungen
  • Familien-, Nachbarschafts- und Gesundheitszentren
  • Mehrgenerationenhäuser

Grundbildung und Alphabetisierung sind ein Querschnittsthema, das Auswirkungen in allen Lebensbereichen wie Gesundheit, Recht, Arbeit, Familie/Partnerschaft, Finanzen, Kultur usw. hat. Entsprechend kooperieren und vernetzen wir uns mit Institutionen und Personen, mit denen wir Berührungspunkte haben: Bibliotheken, Jobcenter, Abgeordnete, Antidiskriminierungsbeauftragte, Stadtteilzentren, Stiftungen, Beratungsstellen, Hochschulen, bezirkliche Bündnisse etc.

„Als wir gehört haben, wie viele gering literalisierte Menschen es in Deutschland gibt, haben wir uns entschlossen, uns mit dem Thema zu beschäftigen und zu helfen. Nunmehr haben wir u. a. viele sensibilisierte Mitarbeitende, eine Webseite in Einfacher Sprache und Informationen, die mit vielen Piktogrammen arbeiten.“

— Lutz Neumann, Geschäftsführer des Jobcenters Berlin Lichtenberg

Darüber hinaus ist es für uns als verlässlicher Partner selbstverständlich, Menschen und Einrichtungen, die von uns zum Thema geringe Literalität geschult wurden, konkrete, konstante und praktikable Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zu bieten: Ich bin jetzt sensibilisiert, aber wie geht es weiter? Wie kann meine Organisation sich engagieren? Wie können wir am Thema bleiben, die Arbeit verstetigen, uns weiterbilden und etwas bewirken? Wie können wir durch gemeinsames Auftreten und Handeln Synergieeffekte erzielen?

Weitere Informationen für Netzwerkpartner:innen und Verbündete:

Multiplikatoren und Multiplikatorinnen können Personen aber auch Einrichtungen oder Medien sein. Sie stehen in ihrem Arbeitsalltag mit Menschen und verschiedenen (Ziel-)gruppen im Kontakt. Sie kennen unsere Themen Alphabetisierung und Grundbildung. Sie geben Informationen, ihr Fachwissen und ihr Können an andere weiter und machen diese dadurch einem breiteren Personenkreis zugänglich.

Als Analphabet wird jemand bezeichnet, der nicht lesen und schreiben kann. In Deutschland ist dies sehr selten. Viele Menschen, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, können meist Buchstaben und Wörter lesen, haben aber Probleme mit Texten. Auch weil das Wort „Analphabet“ ausgrenzend ist, sprechen wir besser von „gering literalisierten Personen“. Viele Betroffene bezeichnen sich allerdings selbst manchmal als Analphabeten, weil der Begriff bekannt ist und nicht erklärt werden muss.

Analphabetismus bedeutet, dass jemand überhaupt nicht lesen und schreiben kann. Dies ist in Deutschland sehr selten. Viele Menschen haben aber große Probleme mit dem Lesen und Schreiben schon von einfachen Texten. Weil das Wort betont, etwas nicht zu können, und damit ausgrenzt, sprechen wir eigentlich lieber von „geringer Literalität“. Viele Betroffene bezeichnen sich allerdings selbst manchmal als Analphabeten, weil der Begriff bekannt ist und nicht erklärt werden muss.

Wir haben uns – mit Bauchschmerzen – für die Verwendung des Begriffs auf dieser Website entschieden, da viele Menschen über den Suchbegriff „Analphabetismus“ auf unsere Angebote stoßen und diese nutzen können.

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